Wie wird man eigentlich Pfarrer/in?
Die Ausbildung zur Pfarrerin oder zum Pfarrer besteht aus zwei Teilen: dem Hochschulstudium „Evangelische Theologie“ und dem Vorbereitungsdienst, meist Vikariat genannt.
STUDIUM: Theologie für das Pfarramt kann man derzeit an 21 Orten in Deutschland studieren. Das Studium setzt sich aus den Hauptfächern Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie und Praktische Theologie (dazu z.T. noch Religionswissenschaft/Interkulturelle Theologie/Psychologie/Pädagogik) zusammen. Außerdem werden mit Hebräisch, Altgriechisch und Latein drei Sprachen benötigt.
In der Praktischen Theologie werden die verschiedenen Handlungsfelder des Pfarramtes behandelt (zum Beispiel Gottesdienst, Seelsorge oder Religionsunterricht). Schwerpunkt des Studiums ist allerdings die theoretische Auseinandersetzung mit Glaubensfragen, bei der die praktische Erprobung eine untergeordnete spielt. Das Studium dauert meist 5-7 Jahre.
VIKARIAT: Im Laufe des Studiums bewirbt man sich schon bei seiner Landeskirche darum, auf die Liste der Theologiestudierenden zu kommen, denn schon das Erste Theol. Examen legt man nur bei seiner Landeskirche ab.
Das folgende Vikariat ist vergleichbar mit dem Referendariat für LehrerInnen. Es besteht aus den Bereichen Gemeinde und Seminar: In der Gemeinde sammeln die VikarInnen praktische Erfahrungen in allen Feldern des Pfarramtes:beginnend mit Religionsunterricht über Gottesdienst, Konfirmandenarbeit bis hin zu Fragen der Gemeindeleitung. Begleitet werden sie dabei von einer/m erfahrenen Gemeindepfarrer/in. Im begleitenden Seminar erlernen und erproben die angehenden PfarrerInnen wichtige praktische Kompetenzen: Predigtaufbau und Rhetorik, liturgische Präsenz (Auftreten im Gottesdienst), Gemeindeleitung, Öffentlichkeitsarbeit, Diakonie und v.a. auch eelsorge. Das Vikariat schließt nach knapp 2 1/2 Jahren mit dem Zweiten Theol. Examen ab. Im anschließenden Entsendungsdienst folgt die Ordination, d.h. die Beauftragung zum Dienst an Wort (Predigt) und Sakrament (Taufe und Abendmahl). Erst danach darf man sich auf eine Pfarrstelle bewerben.
Derzeit haben Studierende in allen Landeskirchen sehr gute Chancen, eingestellt zu werden. In den kommenden zehn Jahren werden ca. 1000 westfälische PfarrerInnen in den Ruhestand gehen. Auf www. das-volle-leben.de erzählen junge PfarrerInnen, warum sie diesen Beruf gewählt haben.
Pfr. Dr. Carsten Glatt