Weithin zu hören: Kirchenglocken
Früher bestimmte der Klang der Glocken den Tagesablauf aller Menschen im Abendland. Das Früh-, Mittags- und Abendläuten weckte die Schläfer, rief zum Mittagessen und bestimmte die Nachtruhe. Der Glockenklang gliederte den Lebensrhythmus der Bevölkerung auf dem Lande und in den wachsenden Städten vor 500 Jahren.
Die Glocken gaben zeitliche Orientierung, aber sie taten noch mehr: Das Geläut forderte die Menschen am Morgen auf, GOTT zu danken für den Schutz in dunkler Nacht, und erinnerte daran, dass jeder Sonnenaufgang zugleich die Auferstehung Jesu Christi symbolisiert. Darüber hinaus warnten sie auch vor Sturm (Sturmglocken), Kriegsgefahr oder Feuersnot.
Seit dem frühen Mittelalter rufen Glocken nun die Gläubigen zum Gottesdienst. Ab dem 9. Jahrhundert wurden Glocken im Bronzeguss hergestellt. Doch erst um das Jahr 1200 wurde die „gotische Dreiklang-Rippe“ entwickelt, die noch heute gültige Grundform.
Seit 800 Jahren ist das Verfahren des Glockengusses nahezu identisch geblieben. In einer Grube wird aus Lehmziegeln eine Grundform gemauert, in die Mitte der Form wird eine Stange mit einer Holzschablone gesteckt, die die innere Form der Glocke abbildet, dann wird über die Ziegel in mehreren Schichten ganz feiner Lehm aufgetragen und mit der Schablone abgezogen, bis die innere Form steht. Diese wird mit einem Trennmittel bestrichen und darüber wird die falsche Glocke wieder aus Lehmschichten aufgetragen. Nun wird die Schablone für die äußere Glockenform aufgesetzt bis die Form passt. Jetzt werden in Wachs Inschrift und Verzierungen auf die falsche Glocke aufgelegt, all das wird wieder mit Trennmitteln bestrichen und der Außenkörper wird aufgetragen, zunächst ganz feiner Lehm dann immer gröberer.
Alle drei Körper werden jeweils durch Feuer getrocknet bevor das nächste Element angefangen wird. Zum Schluss wird die Außenform abgehoben, die falsche Glocke entfernt und die Glockenkrone“ mit dem Einlass für die flüssige Bronze und den Auslässen für Luft und Gase aufgesetzt. Dann wird die Grube komplett mit Sand verfüllt, die Gussleitungen werden gemauert und der Guss kann beginnen. Nach einigen Tagen ist das Metall dann genügend abgekühlt und die neuen Glocken werden aus der Grube ausgegraben.
So ein Glockenguss findet nach alter Tradition am Freitag zur Todesstunde Christi statt (15.00 Uhr). Jede Kirchenglocke wird geweiht. Sie ist ein Instrument, das allein zur Ehre GOTTES erklingen soll.
Pfarrer Reinhard Ernst Bogdan